Le 1er juillet 2017
de 9h30 à 10h00
Le Patio (université de Strasbourg)
22 rue René Descartes, 67000 Strasbourg
salle 3204
Séance - Counterpoint and Composition in Europe during the 17th and 18th Centuries
Pré-acte / Acte
Cantionalsätze sind als Spielart des contrapuncts simplex einem engen Regelwerk unterworfen: Im Intervallband über dem Fundament dürfen die anderen Stimmen primär Unisoni, Terzen und Quinten zu diesem bilden. Sexten werden als Spezialfälle nur sekundär zugelassen.
Als Permutation einer Menge von drei Elementen gibt es für eine vierstimmige Realisation eines Akkordes mit Grundtonverdopplung über einem Fundament sechs Möglichkeiten, aus denen sich insgesamt 36 Verbindungen von zwei Intervallstrukturen über benachbarten Basstönen ergeben. Der Vortrag fokussiert die Untersuchung von Cantionalsätzen nach oben genannten Intervallstrukturen. Dazu werden erstens Sätze zu gleichen Cantis firmis verschiedener Komponisten verglichen, zweitens Sätze späterer Komponisten untersucht und drittens analytische Aussagen zur Klanglichkeit »homophon komponierter Stücke oder Abschnitte größerer Werke« in Hinblick auf die oben gemachten Erkenntnisse gelesen. Damit wird der Fokus der Analyse von der Oberfläche der Werke auf das im Hintergrund wirkende musiktheoretische Fundament innerhalb der Ebene des contrapunctus simplex verschoben.
Methodisch wird zum Aufsuchen der Intervallschichtungen ein Programm verwendet, das einen contrapunctus simplex in ein Intervallband über den Basstönen umwandelt und dieses in Bezug auf verschiedene Kriterien untersucht. Durch die so geartete Analyse wird versucht, Aussagen zur Klanglichkeit der Musik um 1600 innerhalb des Theoriesystems dieser Zeit zu ermöglichen.